„Man muss weiter denken, als die Motorhaube lang ist“, sagt Ines Schmitt. Sie ist eine der Teilnehmerinnen beim ADAC-Geschicklichkeitsturnier, das der Motorsportclub Knetzgau am Sonntag auf dem Platz der Jugendverkehrsschule ausrichtete. Durchaus eine Sache für Spezialisten, war das Turnier allemal auch eine interessante Aufgabe für diejenigen, die hinter dem Steuer noch dazulernen wollten – sei es als Führerscheinneuling oder alter Hase.
„Beim ADAC-Turniersport auf vier Rädern kommt es darauf an, einen Kompromiss zwischen fahrerischem Geschick und Fahrzeugbeherrschung einerseits und Geschwindigkeit andererseits zu finden“, erklärt ADAC-Beauftragter Heinrich Muth. Der Automobilturniersport setzt sich aus Aufgaben zusammen, die jedem Autofahrer in seiner täglichen Fahrpraxis begegnen.
„Einparken rechts“ heißt beispielsweise eine der Aufgaben. Wer strafpunktfrei durchkommen will, muss sein Fahrzeug in einer Parklücke, die durch zwei Gatter geschaffen wird, ohne anzuecken in einem Zug vorschriftsmäßig einparken. Der zur Verfügung stehende Raum wird jeweils individuell nach den Maßen des Fahrzeugs eingestellt. Am Ende wird der Abstand zur Bordsteinkante gemessen und je weiter man weg steht, umso verlustpunktreicher ist das Ergebnis.
Wenn man dann noch die restlichen Aufgaben hinter sich gebracht hat: Slalom vorwärts und rückwärts, Halten vor einer Wand vorwärts und rückwärts mit höchstens 15 Zentimeter Abstand, Durchfahren von Spurgasse und Fahrgasse, Wenden doppelt oder einfach, Parkboxen, Kreisel und zum Abschluss Halten an einer Stopplinie – kann man erst die Anforderungen einschätzen, die ein solches Turnier an die Teilnehmer stellt.
Dem pflichtete auch Marion Lehmann von der Motorsportfamilie des MSC Knetzgau bei. Wenn auch der Spaßfaktor für die Fahrerin im Vordergrund stand, gab sie zu: „Man muss im Kopf umschalten“. Am Steuer ihres Opels Zafira ist sie den Parcours souverän gefahren, lernte noch etwas über die eigene Reaktion und die Fahrzeugführung und belegte den zweiten Platz in der Einsteigerklasse.
Interessant war es, die Fahrer der Meisterklasse zu beobachten, darunter Ines Schmitt. Sie zeigte, wie man so eine Aufgabenstrecke fehlerfrei und zügig durchfahren kann. Ines Schmitt vom MC Mehring bei Augsburg hat gerne die lange Anfahrt in Kauf genommen und kommentiert: „Der Parcours in Knetzgau ist schön und super zu fahren“. Nach dem ersten Orientierungsdurchgang war es ihr Ziel, mit ihrem Opel Kadett C City Baujahr 1977 zügig auf Zeit und ohne Fehler zu fahren.
„Das Turnier bringt mir sehr viel für den Umgang im täglichen Verkehr“, resümiert die Turniersportfahrerin aus der Nähe von Augsburg. Ihren orangefarbigen Oldtimer mit großen, eckigen Fenstern bezeichnet Schmitt im Gegensatz zu den modernen Autos mit rundem Design ideal für den Turniersport.
„Der Lauf in Knetzgau zählt zur Nordbayerischen und Bayerischen Meisterschaft und wird als Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft gewertet“, erklärt Heinrich Muth vom ADAC. Übers Jahr verteilt finden im nordbayerischen Raum an verschiedenen Tagen in Bad Brückenau, Knetzgau und Bad Kissingen drei Doppelveranstaltungen statt.
Auch an der Verkehrsschule in Knetzgau wurde je ein Turnier am Vormittag und Nachmittag ausgerichtet. „Jeder Fahrer fährt für sich für den deutschen Endlauf im Geschicklichkeitsturnier“, erklärt der ADAC-Beauftragte. In diesem Jahr findet der Endlauf als absolutes Highlight mit den fünf besten Fahrern aus den Regionalclubs aus dem ganzen Bundesgebiet in Karlsruhe statt.
Sieger bei dem Turnier in Knetzgau am Vormittag wurde mit 119 Punkten Gernot Riemey (MSC Bad Brückenau), gefolgt von Ines Schmitt mit 150 Punkten (MC Mehring) und Wolfgang Kostelnik mit 229 Punkten (MC Nürnberg). Jürgen Müller belegte den ersten Platz in der Einsteigerklasse gefolgt von Marion Lehmann. In der Pokal-Klasse punktete Manfred Hoffmann.